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Wie fotografiert man den Mond?

Vor einem knappen Jahr, am 16. Juli 2019, war es wieder soweit: Zum letzten Mal bis 2022 verdunkelte der Erdschatten den Mond, zumindest teilweise. Das sieht meistens spektakulär und immer irgendwie rostrot aus. In sozialen Netzwerken, vorzugsweise Instagram, lassen sich dann zumeist Bilder bestaunen, die aus sehr viel Schwarz und einem ganz kleinen, verwackelten roten Punkt bestehen.


Ganz im Gegenteil zu den großen Nachrichten-Websites: Hier trohnt auf jedem Bild majestätisch ein formatfüllendes Exemplar eines spektakulär roten Mondes. Was sind das für Bilder? Wie geht das? Und warum kann das ein Handy trotz der wildesten Werbung am Ende leider doch nicht so gut? All das beantworten wir in diesem Blogbeitrag nach meiner etwas zu langen Sommerpause. Viel Spaß!


Die Vorbereitung


Wir benötigen:

  • Ein Stativ. Ich nehme wie immer mein Manfrotto 055XPROB mit einem soliden Kugelkopf. Schwer, aber unverwüstlich und gebaut für die Ewigkeit.

  • Eine Kamera. Wie sich der geneigte Leser vielleicht schon denken kann, kommt auch hier die Canon 5D Mk IV zum Einsatz. Besser als die 5D Mk III, denn: Bessere ISO-Werte. Und die brauchen wir sowas von, wenn es richtig dunkel ist. Warum, erkläre ich später.


Canon EOS 5D Mark IV. Treuer Begleiter für alle Situationen

  • Das Wichtigste: Das passende Objektiv – mit einem Namen, der ebenso sperrig ist wie die schiere Länge dieses Kloppers: Sigma 150-600mm F5,0-6,3 DG OS HSM Contemporary. Mit angeschlossener Kamera kommt leider fast jeder Kamerarucksack an seine Grenzen, aber dennoch ist eine Brennweite von 600 mm ein Muss, wenn man den Mond einigermaßen groß und scharf fotografieren möchte.

Das Sigma 150-600mm F5,0-6,3 DG OS HSM Contemporary ist wirklich ein riesiger Trümmer. Ausgefahren ist die Scherbe 32 cm lang, mit Streulichtblende sogar 41 cm.


Bevor es losgeht ...


Am Wichtigsten vorab zu klären:

  • Weiss ich, wann die Mondfinsternis exakt stattfindet?

  • Weiss ich, wo der Mond zu dieser Zeit steht?

  • Habe ich zu dieser Zeit perfekte Sicht auf den Mond?

  • Ist der Himmel wolkenfrei?

Können alle dieser vier Fragen mit einem zackigen „JOU!“ beantwortet werden, steht dem Fotovergnügen nichts mehr im Wege.


Wichtig, aber grundsätzlich klar sollte sein, dass das Stativ am Objektiv befestigt wird und nicht an der Kamera. Gerade bei schweren Teleobjektiven muss das Gewicht möglichst genau austariert sein, damit es möglichst wenig Chancen für Bewegungen dieses Konstrukts gibt.

Nun gilt es, einen möglichst niedrigen Punkt des Mondes zu fotografieren. So hat der Mond oft eine sattgelbe Farbe, zudem kann man ihn im besten Fall noch mit Landschaft oder Gebäuden in Kombination fotografieren. Man findet also entweder per Suchmaschine oder virtueller Hilfe („Hey Siri, wann geht heute der Mond auf?“) heraus, ab wann der Mond am Horizont zu sehen ist und lädt sich eine App wie Sky Guide herunter. Mit dieser lässt sich die Laufbahn des Mondes erkennen, womit man nicht nur weiß wann, sondern auch wo genau der Mond am Horizont auftaucht.


Für ein optimales Foto sucht man sich einen Platz, von dem man a) eine gute Übersicht hat – in der Regel eignet sich ein Hügel oder ein höhergelegenes Gebäude, und b) Platz und Ruhe hat, Stativ und Kamera aufzustellen. Ist der Mond dann da, kann es losgehen.


Und los geht es!


Um das Bild möglichst scharf zu bekommen, vertraue ich nicht auf den Autofokus, sondern aktiviere den LiveView-Modus, zoome den Mond maximal heran, aktiviere die 10x-Vergrößerung des Displays und justiere den Fokusring manuell, bis ich ein möglichst scharfes Bild habe. Das kann ein bisschen tricky sein, verhilft dem Bild aber im besten Fall zu einer knackigen Schärfe.

Bei einer so heftig langen Brennweite ist definitiv davon abzuraten, den normalen Auslöser zu drücken, auch der 2 Sekunden-Zeitauslöser kann immer noch zu knapp sein – die Schwingungen des Objektives wirken in der Regel noch länger nach. Ein Fernauslöser, entweder manuell oder via WiFi per App, ist hier Pflicht.


Was ISO und Verschlusszeit angeht (Die Blende sollte immer so offen wie möglich sein), muss man ein wenig rumexperimentieren. Neben möglichst viel Helligkeit benötigt man auch eine gewisse Mindest-Verschlusszeit – ich empfehle eine Viertel- bis 1/100stel Sekunde.


So schnell bewegt sich der Mond in gerade einmal zehn Sekunden! Selbst eine halbe Sekunde sorgt schon für ein unscharfes Bild. Also: Möglichst große Blende und kurze Verschlusszeit!

Und dann? Abdrücken, freuen und nach Belieben nachwürzen! … äh… bearbeiten. Und hier ein paar Ergebnisse – wie immer.




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